Rudolf Steiners hat mit der Anthroposophie vielen Menschen Orientierung und Impulse für ihr Leben gegeben. Die aus der Anthropsophie hervorgegangenen Tochterbewegungen sind ein selbstverständlicher Bestandteil des aktuellen Kulturlebens geworden. Das kann als sein eigentliches Werk betrachtet werden. Hier wird das vorgestellt, was auf Papier von seiner Hand (Schriften, Aufsätze, Zeichnungen, Malereien) oder von anderen festgehalten (Vortragsnachschriften) vorliegt oder als gestaltetes Material (Plastiken) von Rudolf Steiner der Nachwelt erhalten ist. Dieser Nachlass Rudolf Steiners wird von der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung betreut. Daran angeschlossen ist das Rudolf Steiner Archiv, in dem das Werk wissenschaftlich erschlossen wird. Die Werke Rudolf Steiners werden im Rudolf Steiner Verlag publiziert. Der Editionsplan von 1961 sieht eine Gesamtausgabe (GA) in 354 Bänden vor, 2015 waren davon 340 Bände erschienen.
Die Gesamtausgabe gliedert sich in drei Abteilungen:
A: ↓ Schriften und Aufsätze | Goetheforschung, Philosophie und Anthroposophie |
B: ↓ Vorträge | Öffentliche Vorträge und Mitgliedervorträge |
C: ↓ Das künstlerische Werk | Aquarelle, Skizzen und Tafelzeichnungen, Plastik und Architektur |
Folgende Bücher geben einen Überblick:
Bibliographische Übersicht | Das literarische und künstlerische Werk von Rudolf Steiner | 2., erw. Aufl. 1984 ISBN 978-3-7274-4010-6 |
Dokumentation zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe | Über die Entstehungsgeschichte, den Aufbau und die Gliederung der Gesamtausgabe | ISBN 978-3-7274-5600-8 |
Die frühen Schriften Rudolf Steiners stehen einerseits im Zeichen seiner Goetheforschung und des Ringens um den eigenen Erkenntniszugang. Dieses Bemühen gipfelt in seiner Philosophie der Freiheit. Mit anderen Schriften und insbesondere zahlreichen Aufsätzen widmete sich Rudolf Steiner dem kulturellen Leben seiner Zeit und Umgebung.
Rudolf Steiner hat das Erdenleben des Christus Jesus als entscheidenden Wendepunkt der geistigen Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen erkannt. Die Erforschung der Bewusstseinsgeschichte, der antiken Philosophie im Zusammenhang mit den Mysterien sowie der christlichen Mystik im Verhältnis zur entstehenden Naturwissenschaft bildet die Voraussetzung für die Darstellung eines modernen, spezifisch westlichen Schulungsweges.
1901 | Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung | GA 7 |
1902 | Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums | GA 8 |
In diesem Abschnitt sind grundlegende Werke der Anthroposophie aufgeführt, die in erster Auflage erschienen sind, als Rudolf Steiner noch im Zusammenhang mit der Theosophischen Gesellschaft stand. Sie sind von Rudolf Steiner für die folgenden Auflagen immer wieder übearbeitet worden. Sie geben eine Anschauung des geistigen Menschenwesens (Theosophie) und des geistigen Ursprungs der Welt und des Kosmos (Geheimwissenschaft).
1904 (9. Auflage 1922) | Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung | GA 9 |
1910 (20. Auflage 1925) | Die Geheimwissenschaft im Umriß | GA 13 |
1904 - 1908 | Aus der Akasha-Chronik (Zunächst als Aufsätze in der Zeitschrift Lucifer Gnosis erschienen. | GA 11 |
Die folgenden Werke sind Anleitungen für den anthroposophischen Schulungsweg bzw. Beschreibungen dieses Weges und der Erfahrungen, die derjenige macht, dem sich die geistige Welt auf diesem Weg erschließt.
1904/05 | Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? | GA 10 |
1905-1908 | Die Stufen der höheren Erkenntnis | GA 12 |
1912 | Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen | GA 16 |
1913 | Die Schwelle der geistigen Welt | GA 17 |
Eine besondere Stellung im Werk Rudolf Steiners nimmt das aus dem Nachlass unter dem Titel Anthroposophie veröffentlichte, unvollendete Manuskript aus dem Jahr 1910 ein. Es war der damalige Versuch Rudolf Steiners, seine anthroposophischen Forschungsresultate in ganz eigenständiger Art und Terminologie, ausgehend von einer anthroposophischen Sinneslehre, darzustellen. Er selbst hat dazu in einem Vortrag am 2. Oktober 1920 folgendes gesagt: „Ich habe vor vielen Jahren auf einem gewissen Gebiete versucht, in Worte zu kleiden dasjenige, was man nennen kann menschliche Sinnenlehre. Es ist mir in einer Weise gelungen, das in Worte zu kleiden, was solche menschliche Sinneslehre, die Lehre von den zwölf Sinnen ist, im mündlichen Vortrage, weil man da noch eher die Möglichkeit hat, die Sprache so zu drehen und zu wenden, und durch Wiederholungen zu sorgen für das Verständnis, dass man die Mängel unserer Sprache, die solch übersinnlichem Wesen noch nicht gewachsen ist, nicht so stark fühlt. Aber als ich dann - es war, wie gesagt, vor vielen Jahren - aufschreiben wollte dasjenige, was ich als eigentliche Anthroposophie gegeben habe in Vorträgen, um es zu einem Buche zu formen, da stellte sich das Merkwürdige heraus, dass das äußerlich Erlebte bei seinem Hineintragen in das Innere etwas so Sensitives wurde, dass die Sprache nicht die Worte hergab, und ich glaube, fünf bis sechs Jahre lag der Anfang des Gedruckten, mehrere Bogen, in der Druckerei. Ich konnte, weil ich das Ganze in dem Stil fortschreiben wollte, wie es angefangen war, einfach weil die Sprache zunächst das nicht hergab für meine damalige Entwickelungsstufe, was ich erreichen wollte, nicht weiterschreiben. Nachher ist eine Überlastung mit Arbeiten gekommen, und ich konnte bis jetzt dieses Buch noch nicht fertigmachen."
1910 | Anthroposophie - Ein Fragment aus dem Jahr 1910 (Aus dem Nachlass) | GA 45 |
Angesichts der sozialen Umwälzungen im Nachkriegsdeutschland mischte sich Rudolf Steiner von 1917 bis 1919 mit außerordentlichem Engagement in die politische Diskussion ein und vertrat die Anschauung der Dreigliederung des sozialen Organismus. Die zugrunde liegenden Gedanken sind in verschiedenen Aufsätzen und einem Buch festgehalten. Die Vorträge zu diesem Themenbereich sind in den Bänden GA 328 bis GA 341 erschienen.
1919 | Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft | GA 23 |
1915-21 | Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915-1921 | GA 24 |
Der Brand des Goetheanums in der Silvesternacht 1922/23 markiert einen dramatischen Einschnitt im Leben Rudolf Steiners und der anthroposophischen Bewegung. Während des darauf folgenden Jahres bereitet Rudolf Steiner die Neugründung der Anthroposophischen Gesellschaft zu Weihnachten 1923 vor. In diesem Jahr beginnt er mit der Schilderung seines Lebens in fortlaufenden Aufsätzen in der Wochenschrift Das Goetheanum. Ab Februar 1924 erscheinen in regelmäßiger Folge die Anthroposophischen Leitsätze für die Mitglieder der neu gegründeten Allgemeinen Anthroposophische Gesellschaft. Das mit Dr. Ita Wegmann gemeinsam verfasste Buch zur Erweiterung der Heilkunst erschien erst nach seinem Tod.
Die Vorträge Rudolf Steiners sind in mehreren hundert Bänden verschriftlicht und veröffentlicht. Dabei handelt es sich um Vorträge zur Anthroposophie mit einführendem Charakter, die meist öffentlich zugänglich waren, und Vorträge für Mitglieder der Anthroposophischen oder Theosophischen Gesellschaft. Darüberhinaus sind Vorträge darunter, die sich an bestimmte Berufsgruppen, wie die Lehrer der neu gegründeten Waldorfschule, Naturwissenschaftler und Ärzte, gerichtet haben. Die Quellenlage der Vortragsnachschriften ist sehr unterschiedlich. Zum Teil wurden die Vorträge von professionellen Stenographen aufgezeichnet und die Originalstenogramme sind noch erhalten. Andere Vorträge sind aber nur durch Aufzeichnungen von Zuhörern erhalten. Der Weg der Verschriftlichung muss bei der Interpretation der Texte bedacht werden. Auch die esoterischen Darstellungen, die ursprünglich nicht für eine Veröffentlichung bestimmt waren, sind inzwischen veröffentlicht (GA 265 bis GA 270).
Von 1903 bis 1918 hielt Rudolf Steiner in Berlin im Architektenhaus wöchentlich öffentliche Vorträge, in denen er Lebens- und Zeitfragen vom Gesichtspunkte der Anthroposophie her betrachtet und zugleich die Grundlagen einer modernen Geisteswissenschaft unter immer wieder verschiedenen Aspekten entwickelt. Zahlreiche weitere Vorträge hielt er in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen in anderen Städten innerhalb und außerhalb Deutschlands.
1903 bis 1918 | Architektenhausvorträge | GA 52 bis GA 67 |
K. Boegner | Die Architektenhaus-Vorträge. Rudolf Steiners große Einführung in die Anthroposophie (in: Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft 87) | ISBN 3-7274-8087-4 |
1904 - 1924 | Weitere öffentliche Vorträge in verschiedenen Städten | GA 69 bis GA 84 |
Die Vorträge, die Rudolf Steiner von 1903 an zunächst vor den Mitgliedern der Theosophischen, später der Anthroposophischen Gesellschaft gehalten hat, nehmen einen großen Umfang im Vortragswerk ein. Sie sind in den Bänden GA 88 bis GA 260 veröffentlicht. Hier kann nur auf Beispiele und einzelne Themengebiete hingewiesen werden.
In den beiden im Folgenden aufgeführten Vortragsreihen gibt Rudolf Steiner jeweils eine umfassende Darstellung der Anthroposophie in einem Abstand von vierzehn Jahren. An dem Vergleich beider kann deutlich werden, wie Anthroposophie für Rudolf Steiner nicht eine statische Lehre, sondern ein sich entwickelnder Gedankenorganismus ist, der in der Entwicklung seinem Wesen treu bleibt und seine Identität behält.
1910 | Anthroposophie – Psychosophie – Pneumatosophie | GA 115 |
1924 | Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren. Zugleich eine Anleitung zu ihrer Vertretung vor der Welt | GA 234 |
Immer wieder führt Rudolf Steiner an wichtige Menschheitsfragen heran, indem er sie in einem umfassenden historischen Kontext darstellt. Die für eine Geschichtsbetrachtung angemessene Methode ist für ihn dabei die Symptomatologie. Damit weist er darauf hin, dass in der Geschichtsbetrachtung an die Stelle des Phänomens das Symptom tritt: Während in der Naturwissenschaft aus einem Phänomen auf eine Gesetzmäßigkeit geschlossen wird, erkennt man historische Zusammenhänge an Symptomen.
In vielfältiger Weise stellt Rudolf Steiner dar, wie in der Geschichte der Menschheit immer in Mysterienstätten die Verbindung zur geistigen Welt gesucht wurde, wie aber jede Epoche und jeder Kulturzusammenhang das in einer spezifischen Form getan hat und damit zum Verständis des Zusammenhanges des Menschen mit der ihn umgebenden Welt und dem Kosmos gelangt ist. Der dem heutigen, von der westlichen naturwissenschaftlichen Kultur geprägten Menschen entsprechende Weg nimmt Bezug auf die Sinneswahrnehmung und sucht das Geistige in der Auseinandersetzung mit dieser. Dieser Zusammenhang wird in einzigartiger Weise in den vier kosmischen Imaginationen, die an das Erleben des Jahreslaufes angeschlossen werden, zum Erlebnis gebracht.
1918 | Geschichtliche Symptomatologie | GA 185 |
1922 | Menschenfragen und Weltenantworten | GA 213 |
1923 | Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes | GA 230 |
1923 | Mysteriengestaltungen | GA 232 |
1923 | Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen | GA 229 |
Ein für Rudolf Steiner zentrales Thema seiner Anthroposophie war die Anschauung von wiederholten Erdenleben. Immer wieder hat er das Thema aufgegriffen, als Schulungsaufgabe für den Einzelnen und in historischen Darstellungen. 1903 verfasst er erste Aufsätze in der Zeitschrift Luzifer. Auch in den Grundlagenwerken Theosophie und Geheimwissenschaft gibt es jeweils ein Kapitel zu diesem Thema. Die Darstellungen finden ihren Höhepunkt in einer Vortragsreihe im Jahr 1924.
1903 | Reinkarnation und Karma, vom Gesichtspunkt der modernen Naturwissenschaft notwendige Vorstellungen (Aufsatz) | in GA 34 |
1910 | Die Offenbarungen des Karma | GA 120 |
1911 | Okkulte Geschichte - Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge von Persönlichkeiten und Ereignissen der Weltgeschichte | GA 126 |
1912 | Wiederverkörperung und Karma und ihre Bedeutung für die Kultur der Gegenwart | GA 135 |
1924 | Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge | GA 235 - 240 |
Als Rudolf Steiner, noch innerhalb der Theosophischen Gesellschaft, den westlichen Weg der Esoterik entwickelte, entstand bei seinen Schülern die Frage nach der Bedeutung der Evangelien als Erkenntnis- und Meditationsgrundlage. In mehreren Vortragszyklen hat Rudolf Steiner das Leben und die Taten des Christus Jesus, wie sie sich in vierfacher Weise in den Evangelien spiegeln, erläutert.
1908 | Das Johannes-Evangelium | GA 103 |
1908 | Die Apokalypse des Johannes | GA 104 |
1909 | Das Lukas-Evangelium | GA 114 |
1910 | Das Matthäus-Evangelium | GA 123 |
1912 | Das Markus-Evangelium | GA 139 |
Schon Jahre vor Begründung der ersten Freien Waldorfschule in Stuttgart hatte Rudolf Steiner in einem Aufsatz 1907 die Grundlagen für eine Pädagogik aus geisteswissenschaftlicher Sicht dargestellt. In den Wochen vor der Eröffnung der Schule im September 1919 hielt er einen pädagogischen Kurs für die von ihm ausgewählten Gründungslehrer. Dieser fünfzehn Tage dauernde Kurs gliederte sich in Vorträge über allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, methodisch-didaktische Fragen und Seminarbesprechungen. In den darauf folgenden Jahren gab er weitere Kurse in zahlreichen Städten und auch im Ausland.
1907 | Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft (Aufsatz) | in GA 34 |
1919 | Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik (I) | GA 293 |
1919 | Erziehungskunst. Methodisch-Didaktisches (II) | GA 294 |
1919 | Erziehungskunst. Seminarbesprechungen und Lehrplanvorträge (III) | GA 295 |
1919 bis 1924 | Vorträge zur Pädagogik | GA 293 bis GA 311 |
Die drei naturwissenschaftlichen Kurse wurden für die Lehrerschaft des erst wenige Monate zuvor begründeten Lehrerkollegiums der Stuttgarter Waldorfschule sowie einige naturwissenschaftlich vorgebildete und interessierte Persönlichkeiten aus der Anthroposophischen Gesellschaft gehalten. Dagegen fand die Vortragsreihe Grenzen der Naturerkenntnis im großen Rahmen des ersten Anthroposophischen Hochschulkurses im Jahr 1920 statt. Rudolf Steiner führte damals aus, wie aus einem bewussten Haltmachen an den Erkenntnisgrenzen, die sich dem Bewusstsein der modernen Naturanschauung ergeben, Erkenntniskräfte für das Erkennen des Geistigen in der Natur und im Menschen gewonnen werden können.
Der Vortragskurs Der Entstehungsmoment der Naturwissenschaft, der um den Jahreswechsel 1922/23 im Rahmen einer naturwissenschaftlichen Tagung gehalten wurde, hat schon durch die Umstände, unter denen er stattfand, eine herausgehobene Stellung, denn in der Silvesternacht 1922/23 brannte der Goetheanumbau, in dem die Vortragsveranstaltungen stattfanden, bis auf die Grundmauern nieder. Dennoch führte Rudolf Steiner den Kurs ohne Unterbrechung am 1. Januar 1923 in provisorischen Räumlichkeiten weiter.
Mit dem Landwirtschaftlichen Kurs auf Gut Koberwitz bei Breslau legte Rudolf Steiner 1924 den Keim für die heute weltweit praktizierte biologisch-dynamische Landwirtschaft .
Bereits 1911 hat Rudolf Steiner in Prag die Vorträge Eine okkulte Physiologie in der Erwartung gehalten, dass eine aus geisteswissenschaftlicher Anschauung entwickelte Physiologie in die Therapie einfließen würde. In den folgenden Jahren gab es vereinzelt Zusammenarbeit mit Ärzten. 1920 fand der erste Kurs für Ärzte statt, der die Grundlage für den systematischen Aufbau einer anthroposophischen Erweiterung der Medizin mit der Begründung von Kliniken, Forschungsinstituten und der Herstellung von Heilmitteln.
1911 | Eine okkulte Physiologie | GA 128 |
1920 | Geisteswissenschaft und Medizin | GA 312 |
1920 - 1924 | Vorträge zur Medizin | GA 312 bis GA 319 |
Die Grundlagen der Ästhetik und der Kunstbetrachtung hat Rudolf Steiner 1888 in seinem Vortrag Goethe als Vater einer neuen Ästhetik entwickelt. Die Aufgabe der Kunst versteht er hier im Sinne Goethes und Schillers als Arbeit an der Materie: Durch die Behandlung des Stoffes kann die Idee, die höhere Wirklichkeit erlebbar werden. Das Schöne ist das Sinnlich-Wirkliche in einem göttlichen Gewande. Ab 1910 wurde Rudolf Steiner selbst künstlerisch tätig (Mysteriendramen, Goetheanumbau). In diesem Zusammenhang hielt er erläuternde Vorträge, mit denen er anhand der unterschiedlichen Künste den Schulungsweg im Kunstschaffen und Kunsterleben aufzeigte. Einen besonderen Stellenwert nehmen die Vorträge über Eurythmie ein, da er diese neue Bewegungs- und Ausdruckskunst mit den Künstlerinnen und Künstlern entwickelte und zu den Aufführungen erläuternde Ansprachen hielt.
1888 bis 1921 | Kunst und Kunsterkenntnis - Grundlagen einer neuen Ästhetik | GA 271 |
1916/17 | Kunstgeschichte als Abbild innerer geistiger Impulse | GA 292 |
1911 - 1914 | Wege zu einem neuen Baustil. «Und der Bau wird Mensch» | GA 286 |
1914 bis 1924 | Das Wesen der Farben | GA 291 |
1906 - 1923 | Das Wesen des Musikalischen und das Tonerlebnis im Menschen | GA 283 |
1924 | Eurythmie als sichtbarer Gesang. (Ton-Eurythmie-Kurs) | GA 278 |
1924 | Eurythmie als sichtbare Sprache. (Laut-Eurythmie-Kurs) | GA 279 |
1924 | Rudolf Steiner / Marie Steiner-von Sivers: Sprachgestaltung und Dramatische Kunst. | GA 282 |
Diese sogenannten Arbeiter-Vorträge gingen aus Fragestunden während der Vormittagspausen für die am Goetheanumbau beteiligten Arbeiter hervor. Rudolf Steiner ging spontan auf die äußerst vielseitigen Fragen ein, die ihm aus dem Teilnehmerkreis entgegengebracht wurden. Besonders charakteristisch ist die Unmittelbarkeit, mit der Rudolf Steiner stets eine Brücke von alltäglichen Lebensfragen hinüber zu rein geistigen Inhalten schlägt. Die Vorträge sind in den Bänden GA 347 bis GA 354 der Gesamtausgabe veröffentlicht.
Rudolf Steiner hat keine künstlerische Ausbildung durchlaufen. Sein künstlerisches Schaffen entsprang jeweils den Erfordernissen der Situation. Er wurde zum Dichter, um geistige Inhalte in sprachlicher Form zu Mantren zu verdichten, zum Dramatiker, um karmische Zusammenhänge in dramatischer Form auf der Bühne darzustellen, zum Graphiker und Plastiker, um die Räume der theosophischen Kongresse in München künstlerisch zu gestalten und zum Architekten, um der Anthroposophie ein angemessenes Gebäude zu geben. So umfasst das künstlerische Werk Dichtung, graphische und plastische Werke.
Die vier von Rudolf Steiner verfassten Mysteriendramen stehen als dramatische Dichtungen einzigartig im Werk Rudolf Steiners. Im Jahr 1910 wurde das erste Drama Die Pforte der Einweihung uraufgeführt. In den folgenden Jahren entstanden drei weitere Dramen, die jeweils im Rahmen der theosophischen Kongresse in München uraufgeführt wurden. Die Dramen beschreiben Gemeinschaft und individuelle Schicksale vor dem Hintergrund ihrer Schicksalsverknüpfungen aus vergangenen Erdenleben. - Heute werden die Dramen regelmäßig an der Goetheanum-Bühne in Dornach aufgeführt.
Der Band Wahrspruchworte versammelt die übrigen Sprachdichtungen Rudolf Steiners.
1910-13 | Vier Mysteriendramen: Die Pforte der Einweihung - Die Prüfung der Seele - Der Hüter der Schwelle - Der Seelen Erwachen | GA 14 |
1886 – 1925 | Wahrspruchworte | GA 40 |
Sprüche, Dichtungen, Mantren. – Ergänzungsband | GA 40a |
In vielen seiner Vorträge pflegte Rudolf Steiner während des Sprechens an die Tafel zu zeichnen oder zu schreiben. Seit Herbst 1919 wurden die Tafeln vor Rudolf Steiners Vorträgen mit schwarzem Papier bespannt, das nachher aufbewahrt werden konnte. Auf diese Weise sind etwa 1100 solcher Wandtafel-Zeichnungen erhalten geblieben. Sämtliche Tafeln werden in 30 Bänden herausgegeben.
Rudolf Steiner | Wandtafelzeichnungen zum Vortragswerk Bände I bis XXX | GA K 58/1 bis 30 | |
Sam, Martina Maria | Bildspuren der Imagination | Rudolf Steiners Tafelzeichnungen als Denkbilder (Rudolf Steiner Studien Band VIII) | 1. Aufl. 2000 ISBN 3-7274-5328-1 |
Hier handelt es sich meistens um Entwürfe z. B. für die Deckenmalerei oder die Fenster im ersten Goetheanum oder um Schulungsskizzen für Maler. Einen Überblick gibt der farbige Werkkatalog.
Farbiger Werkkatalog - Reproduktionen aus dem malerischen Werk von Rudolf Steiner mit farbigen Abbildungen aller auf Einzelblättern erschienenen Pastelle und Aquarelle | 2. Aufl. 1999 ISBN 3-7274-3669-7 |
Das malerische Werk - Mit Erläuterungen und einem dokumentarischen Anhang | 1. Aufl. 2007 | GA K 13 bis 16 GA 52 bis 56 |
Das graphische Werk | 1. Aufl. 2005 | GA K 45 |
Ein malerischer Schulungsweg | 1. Aufl. 1986 | GA K 54.0 |
Naturstimmungen. - Neun Schulungsskizzen für Maler | 2. überarbeitete Aufl. 1999 | GA K 54.1 |
Die Goetheanum-Fenster. Sprache des Lichtes. - Entwürfe und Studien | 2., wesentlich erw. Aufl. 1996 | GA K 12 |
Entwürfe für die Malerei der kleinen Kuppel des ersten Goetheanum | 1. Aufl. 1962 | GA K 14 |
Das plastische Werk ist nicht zu trennen von den architektonischen Entwürfen für das erste und zweite Goetheanum und die Gebäude in deren unmittelbarer Umgebung. So war das erste, ganz aus Holz gebaute Goetheanum innen voll-plastisch gestaltet, die Kuppeln der Bühne und des Zuschauersaales waren bemalt. Das bedeutendste plastische Werk Rudolf Steiners, das erhalten ist, der Menschheitsrepräsentant, wurde für den Bühnenraum geschaffen. Es ist erhalten, weil es sich noch im Atelier befand und so den Brand überstand.
Das plastische Werk | 1. Aufl. 2011 | GA K 11 |